Geschichte

Franz Peters (1888–1933) und das „Nein“ zum „Ermächtigungsgesetz“

Als sich am 23. März 1933 die SPD-Abgeordneten des Reichstag

Als sich am 23. März 1933 die SPD-Abgeordneten des Reichstages ihren Weg durch eine Gasse johlender SA-Trupps zu ihren Sitzen in der Kroll-Oper bahnten, ahnten sie Schlimmes, doch noch sahen nur die Wenigsten in Deutschland das ganze Ausmaß der bevorstehenden Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten vorher. An diesem Tag holte sich Hitler von dem versammelten Rumpf-Reichstag die entscheidende Grundlage für den Aufbau seines totalitären Herrschaftssystems. Es ging um die Abstimmung über das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Damit sollte die gesamte Staatsgewalt der nationalsozialistischen Regierung übergeben und die Demokratie in Deutschland abgeschafft werden, was auch geschah. Denn außer der SPD stimmten alle dafür. Niemand von ihnen stimmte dagegen oder enthielt sich der Stimme. Die kommunistischen Abgeordneten waren allerdings bereits verhaftet oder an der Sitzungsteilnahme gehindert worden. Die SPD blieb standhaft, obgleich von ihren 120 Abgeordneten bereits die ersten im Gefängnis saßen. Doch 94 von ihnen konnten teilnehmen, und bei der namentlichen Abstimmung sagten sie alle „Nein“.

Der Hallenser Franz Peters war einer von ihnen, mit ihm 5 weitere Abgeordnete aus dem heutigen Sachsen-Anhalt, darunter Ernst Reuter, der später Regierenden Bürgermeister von Berlin. Sie waren nicht nur Zeugen, sondern auch moralische Träger jener großartigen Stunde der Demokratie, deren Höhepunkt die Rede des Fraktionsvorsitzenden Otto Wels gewesen ist. Er sagte Worte, die wie in Stein gemeißelt der Sozialdemokratie für immer zur Ehre gereichen: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“.

Franz Peters bekam das ganze Ausmaß der Brutalität und Konsequenz der beginnenden Diktatur am eigenen Leibe zu spüren. Am 10 Mai wurde das Parteieigentum beschlagnahmt und am 22. Juni die SPD verboten. Verhaftungen und Verurteilungen waren an der Tagesordnung und betrafen in ganz Deutschland Zehntausende.

Ebenso wie sein sechs Jahre jüngerer Bruder Paul war Franz Peters durch und durch Hallenser und Sozialdemokrat. Er wurde am 18. Dezember 1888 in der später zu Halle gehörenden Gemeinde Giebichenstein geboren, besuchte die Mittelschule, lernte Maurer, wurde 1907 SPD-Mitglied und arbeitete bis 1914 als Maurergeselle. Im Februar 1915 erhielt er die Einberufung zum Kriegsdienst, und erst 1918 kehrte er nach Halle zurück. Ab 1922 wurde er vom Bezirksvorstand als Bezirkssekretär beschäftigt.
Bei der Wahl im Dezember 1924 wurde Franz Peters in den Reichstag gewählt und entwickelte sich in den folgenden Jahren zur unbestrittenen Führungsfigur der halleschen SPD, sodass er 1927 auch der Vorsitzende des Bezirksverbandes wurde. Zugleich war er in der Kommunalpolitik tätig und vertrat die SPD ab 1927 in der Stadtverordnetenversammlung, wo er bis 1933 auch Fraktionsvorsitzender war.

Die letzten Jahre der Weimarer Republik sind für Franz Peters äußerst schwierig gewesen, denn die Anfeindungen der Nationalsozialisten waren so massiv, dass sogar unter Polizeischutz gestellt werden musste. Dieser starke Druck, verbunden mit der hohen Arbeitsbelastung, führte zu einer schweren Herzkrankheit. Dennoch entschied er sich dafür, zu den entscheidenden Sitzungen des Reichstages zu fahren, „Nein“ zu sagen, und das hohe Risiko einzugehen. Bereits am 10. Mai wurde er verhaftet. Im Untersuchungsgefängnis verschlechterte sich sein Gesundheitszustand dramatisch, sodass er am 11. August 1933 an den Folgen der Haft starb. Auf dem halleschen Südfriedhof ist er begraben. Die hallesche SPD sorgt dafür, dass seine Grabstätte dauerhaft erhalten bleibt und gepflegt wird.