Geschichte

ein Haus mit Geschichte und Zukunft: Der Volkspark Halle

Im halleschen Volkspark spiegelt sich die deutsche Geschichte eines ganzen Jahrhunderts.

Seit dem Fall des Sozialistengesetzes 1890 hatten SPD und Gewerkschaften einen starken Zulauf. Im kaiserlichen Deutschland wurde der Arbeiterbewegung die Nutzung von Sälen immer wieder verweigert. Deshalb planten die halleschen Sozialdemokraten den Bau eines eigenen Veranstaltungshauses. Gemeinsam mit Gewerkschaftern kauften sie das Grundstück und ließen von den halleschen Architekten Albert und Ernst-Heinrich Giese den vom Jugendstil beeinflussten „Volkspark“ errichten. Das Geld brachten die Arbeiter über Anteilscheine selbst auf. Dieser „Palast für Arbeiter“ wurde am 13. Juli 1907 feierlich eröffnet und wurde das politische, geistige und kulturelle Zentrum des halleschen Proletariats.

Im Ersten Weltkrieg diente das Haus als Lazarett, während der Novemberrevolution 1918 als Sitz des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates und in den zwanziger Jahren fanden in ihm schwerste politische Auseinandersetzungen statt. Hier kam es 1920 zur Spaltung der USPD und wurde 1924 der kommunistische Rote-Front-Kämpferbund gegründet. Am 13. März 1925 kamen zehn Menschen ums Leben, als beim Auftakt des Präsidentschaftswahlkampfes von Ernst Thälmann die Polizei in die Menge schoss. Einer der Toten war der Hornist Fritz Weineck, der in der DDR zum „Kleinen Trompeter“ stilisiert wurde.

Die Nationalsozialisten enteigneten 1933 die SPD-eigene Volkspark GmbH. Das Haus wurde in „Reichshof“ umbenannt, war Versammlungs- und Veranstaltungslokal der NSDAP und im Zweiten Weltkrieg Musterungsstelle für den Militärdienst und Unterkunft für Zwangsarbeiter.

Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED im April 1946 wurde der Volkspark „Volkseigentum“ und in der DDR als politischer, gesellschaftlicher und kultureller Versammlungsort genutzt. Auch beherbergte er das „Traditionskabinett der halleschen Arbeiterbewegung“.

Der Volkspark wurde 1998 der SPD als ihr Eigentum zurückgegeben. Nach einer Teilsanierung durch die SPD-Immobilienverwaltung Konzentration GmbH wurde er seit 2000 von der „Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Um diese Nutzung zu fördern und zu erweitern, verkaufte die Konzentration GmbH den Volkspark 2009 für einen symbolischen Preis an den Volkspark Halle e.V. Seitdem wird er schrittweise saniert.
Der Volkspark Halle e.V. öffnet das Haus als einen Ort der Kultur, Bildung und Begegnung einschließlich eines Kindergartens allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Halle.